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Grafik "Meinungen in Bezug auf Rückenschmerzen" Die Ansichten, dass man bei Rückenschmerzen immer einen Arzt aufsuchen sollte oder dass Rückenschmerzen abnorme, oft irreversible Erscheinungen sind, die „nicht von alleine verschwinden“, sind Elemente eines (veralteten) biomedizinischen krankheitsverständnisses: demnach entstehen Krankheiten primär durch externe Schädigungen und können am besten durch medizinische Behandlungen behoben werden. Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass dieses biomedizinisch geprägte Verständnis in weiten Teilen der Bevölkerung noch immer überwiegt. Eine Folge ist die hohe Zahl von Arztbesuchen. Bertelsmann Stiftung
Grafik "Ambulante Behandlungsfälle" 20 Prozent aller Versicherten waren 2015 ein oder mehrere Male wegen Rückenschmerzen beim Arzt. Die Analysen ergaben gerundet 469 Behandlungsfälle (Arztbesuche in verschiedenen Quartalen oder bei verschiedenen Ärzten) je 1.000 Versicherte, davon 294 beim Hausarzt und 175 bei Ärzten anderer Fachgruppen. Das sind hochgerechnet 38 Millionen Behandlungsfälle. Bertelsmann Stiftung
Grafik "Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen" Im Jahr 2015 wurden pro 1.000 Patienten mit Rückenschmerzen 375 Bilder erstellt, davon 202 Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule, 139 MRTs und 34 CTs. Während die Zahl der Röntgen- und CT-Aufnahmen von 2009 bis 2015 um rund 20 Prozent sank, stieg die Zahl der MRT-Aufnahmen um 34 Prozent.
Bei der Gesamtzahl der MRT-Aufnahmen steht Deutschland nach einer Auswertung der BARMER GEK im internationalen Vergleich an der Spitze. Wird die bildgebende Diagnostik auch zukünftig in diesem Umfang eingesetzt, wird durchschnittlich jeder Einwohner etwa drei- bis viermal in seinem Leben aufgrund von Rückenproblemen durchleuchtet. Das beträchtliche Ausmaß an
bildgebender Diagnostik birgt die Gefahr falsch-positiver Befunde, die zur Verunsicherung der Patienten und zu unnötigen Interventionen führen können.
Bertelsmann Stiftung
Grafik "Meinungen in Bezug auf Rückenschmerzen" 69 Prozent der Bevölkerung glauben, dass man mit Bildgebung die Ursache von Rückenschmerzen zuverlässig findet – und sie erwarten vom Arzt eine entsprechende Verordnung. Ärzte rücken diese Erwartungen in der Praxis nicht ausreichend zurecht und veranlassen häufiger auch entgegen der Leitlinie eine Röntgen-, CT- oder MRT-Aufnahme. So scheint es, dass sich die Erwartungshaltungen von Arzt und Patient gegenseitig verstärken und Patienten den ärztlichen Vorschlag einer Bildgebung gern annehmen. Bertelsmann Stiftung
Grafik "Initiator des bildgebenden Verfahrens" Wenn ein Arzt einen Rückenschmerzpatienten intensiv befragt und untersucht und dadurch gefährliche Verläufe ausschließen kann, muss er zunächst keine Bildgebung veranlassen. Bei Erklärungsversuchen zu der hohen Zahl bildgebender Verfahren benennen Ärzte jedoch immer wieder den expliziten Patientenwunsch. Tatsächlich zeigen die Befragungsergebnisse des „Faktencheck Rücken“ jedoch etwas anderes. Für alle diagnostischen Vorgehensweisen (einschließlich der bildgebenden Verfahren) sagen durchgängig mehr als drei Viertel der Betroffenen, dass ausschließlich der Arzt die jeweilige Maßnahme vorgeschlagen habe. Bertelsmann Stiftung
Grafik "Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen" Ein Zeichen für uneinheitliche Versorgungsstrukturen und Indikationsstellungen sind auch die regional unterschiedlichen Bildgebungsraten. In den ostdeutschen Bundesländern liegt die Anzahl von Röntgen-, CT- oder MRT-Aufnahmen zwischen 338 und 367 je 1.000 Versicherten mit Rückenschmerzen, in den westdeutschen Ländern bei 374 bis 441 Aufnahmen. Bertelsmann Stiftung
Grafik "Ambulante Behandlungsfälle" Das Verhalten von Patienten und Ärzten ist regional sehr unterschiedlich. So gehen gesetzlich Versicherte mit Rückenschmerzen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz viel seltener zum Arzt als in Berlin oder Bayern. Die Zahl der Behandlungsfälle pro 1.000 Versicherte und Jahr variiert auf Bundeslandebene zwischen 370 in Hamburg und 509 in Berlin. Auf Kreisebene gibt es Unterschiede um mehr als das Doppelte. So betrug die durchschnittliche Anzahl von Behandlungsfällen in den Jahren 2009 bis 2015 in den Kreisen Ostprignitz-Ruppin und Rotenburg (Wümme) nur 306, im Werra-Meißner-Kreis dagegen 711 und in Dingolfing-Landau sogar 730 Fälle. Bertelsmann Stiftung
Grafik "MRT-Aufnahmen" In manchen Stadt- und Landkreisen werden doppelt so viele Aufnahmen veranlasst wie anderswo. Besonders viele MRT-Aufnahmen werden in Hamburg, München und der Rhein-Neckar-Region erstellt. Dort wird Bildgebung auch häufiger bereits im Quartal der Diagnosestellung eingesetzt. Bertelsmann Stiftung