Über das Projekt
Schule und digitale Bildung
Ein gemeinsames Projekt zur Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Bildungsregion Kreis Gütersloh
Dialoge führen - Digitalisierung in Schulen ermöglichen
Das Projekt „Schule und digitale Bildung“ hat es sich als Ziel gesetzt, das Lernen mit digitalen Medien an Schulen im Kreis Gütersloh zu fördern. Der kontinuierliche Austausch der verschiedenen Akteure – insbesondere der Schulen und Schulträger – ist dafür die Grundlage.
Es ist Zeit, etwas zu verändern – dies ist im Kreis Gütersloh deutlich zu spüren. Schulleiter und Lehrkräfte, Schulträger und Elternvertreter, Schülerinnen und Schüler – sie alle machen sich bereit, die Digitalisierung an Schulen nun endlich gemeinsam voranzutreiben. Und mittendrin, sozusagen als verbindendes Element, steht das Projekt „Schule und digitale Bildung“.
Möchte man dieses Projekt zur Schul- und Unterrichtsentwicklung besser kennenlernen, führt einen der Weg zunächst zum „Zentrum für digitale Bildung und Schule“, das Anfang 2018 als zentrale Anlaufstelle in Gütersloh gegründet wurde. Dort sitzt an einem Montagmorgen im Dezember das sechsköpfige Projekt-Team zusammen, um über das eigene Leitbild zu diskutieren und anstehende Schritte zu besprechen. „Chancengerechtigkeit“, „Grenzen überwinden“ und „360°-Perspektive“ sind während der Konferenz als Schlagworte auf dem Whiteboard zu lesen.
„Es ist unser Ziel, ein gemeinsames Verständnis von digitaler Bildung zu schaffen“, erklärt Christian Ebel, einer der Geschäftsführer, im Anschluss an die morgendliche Besprechung. Dabei meint dieses „gemeinsam“ nicht nur das Team im „Zentrum für digitale Bildung und Schule“, sondern alle an Bildung beteiligten Akteure in der Region. Aus diesem Grund finden in den fünf Kommunen des Kreises Gütersloh regelmäßige Austauschtreffen statt, die das Projekt „Schule und digitale Bildung“ organisiert. „Diese Runden Tische sind das Herzstück des Projekts“, sagt Christian Ebel.
Dialog am Runden Tisch
Dort, an den Runden Tischen, bringt das Projekt Verwaltung und Pädagogik zusammen, denn es sind vor allem Schulleitungen und Schulträger, die hier in den Dialog treten sollen. Begleitet werden sie von der Schulaufsicht und den Medienberatern des Kreises. „Grenzen innerer und äußerer Schulangelegenheiten überwinden“ ist ein Stichwort, das in der Besprechung des Teams häufig vorkommt, „Verständnis füreinander schaffen“ ein anderes. Geschäftsführer Rüdiger Bockhorst führt die Idee dahinter aus: „Schulleitungen und Schulträger müssen sich gegenseitig verstehen lernen: Warum brauchen die Schulen zum Beispiel eine bestimmte Ausstattung, welche pädagogische Idee steckt dahinter? Und warum können Schulträger die Wünsche nicht einfach von heute auf morgen erfüllen? Hier müssen wir dringend mehr Transparenz schaffen.“
Christian Ebel nennt es auch eine Art „Übersetzungsleistung“, die vor allem deshalb funktioniere, weil erfahrene Moderatoren die Gesprächsleitung an den Runden Tischen übernehmen. Auf Grundlage dieser ersten Treffen in den jeweiligen Kommunen soll während der fünfjährigen Projektlaufzeit der Dialog nun kontinuierlich weitergeführt werden.
Einen gemeinsamen Weg finden
Würde man sich die Umsetzung digitaler Bildung an Schulen als langen, gemeinsamen Weg vorstellen, dann würde an den Runden Tischen die gemeinsame Richtung festgelegt und eine Vertrauensbasis für die weiteren Etappen geschaffen. Das Ziel, das alle erreichen möchten, ist die langfristige Verbesserung der Unterrichtsqualität und die Gewähr, dass alle Kinder und Jugendlichen in einer digital geprägten Lebens- und Arbeitswelt teilhaben können.
„Wir haben hier gerade eine echte Chance, voranzukommen – das spüren alle“, ist sich der pädagogische Leiter des Projekts, Norbert Kreutzmann, sicher: „Ich arbeite jetzt seit über 20 Jahren in und mit Schulen. Die Bereitschaft, voneinander zu lernen habe ich noch nie so hoch erlebt.“ An dieser Stelle im Gespräch ist es ihm wichtig zu erwähnen, dass es sich bei dem Projekt „Schule und digitale Bildung“ nicht um ein sogenanntes Ausstattungsprojekt handelt. Es gehe eben nicht nur darum, Schulen die finanziellen Mittel für Hard- und Software bereitzustellen, sondern, Anstöße für die Schul- und Unterrichtsentwicklung zu geben und Schulen bei der Erstellung ihrer Medienkonzepte zu unterstützen.
„Viele Schulen wollen ja am liebsten sofort loslaufen, sie wissen nur noch nicht ganz genau, womit sie beginnen sollen, was sinnvolle erste Schritte sind“, so Norbert Kreutzmann. Es treffen dann Fragen der Ausstattung auf Fragen der Pädagogik, die Sorgen und Fragestellungen um Datenschutz, sinnvolle Fortbildungen und mobile Endgeräte vermengen sich. Für alle Schulen in der Region seien hier noch einige Hürden zu überwinden.
Bedarfe der Schulen ermitteln
Eine zweite wichtige Säule des Projekts sind – neben den Runden Tischen – die Schulbesuche. In der Regel fahren dazu zwei Teammitglieder zusammen mit einem Medienberater des Kreises zu den Schulen, um sich dort mit Schulleitungen, Lehrkräften und Vertretern der Steuerungsgruppe zu treffen und zu planen.
Für die Treffen hat das Projekt „Schule und digitale Bildung“ eine Matrix als Erhebungsinstrument entwickelt. Damit wird beispielsweise abgefragt, ob an der Schule ein Medienkonzept vorliegt, welche (sächlichen und personellen) Ressourcen zur Verfügung stehen oder wie die Kommunikation mit dem Schulträger läuft. Es geht um eine Ist-Stand-Analyse, die um die Feststellung der individuellen Bedarfe einer Schule ergänzt wird.
Jede Schule ist anders und braucht etwas anderes. Deswegen ist es nicht Ziel des Projektes mit dem Gießkannenprinzip irgendwelche Fortbildungen über die Schulen auszuschütten. Einige Kollegien brauchen Unterstützung bei der Entwicklung eines Medienkonzepts, andere fragen nach Unterstützung im Dialog mit dem Schulträger, wiederum andere wünschen sich Impulse für die Anwendung digitaler Medien in einzelnen Fächern.
Durch die individuelle Betreuung der teilnehmenden Schulen möchte das Projekt „Schule und digitale Bildung“ im Handlungsfeld Digitalisierung einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit leisten – und damit die Konkurrenz der Schulen im Kreisgebiet untereinander verringern, wie Birte Glesemann, die als Projektmanagerin in vielen Kommunen unterwegs ist, erklärt: „An einem Strang zu ziehen bedeutet auch, dass wir für alle Schulen einen Mindeststandard sichern – auch für die, die zurzeit noch nicht so gut aufgestellt sind.“ Somit müsse keine Schule Angst haben, ins Hintertreffen zu geraten.
Passgenaue Fortbildungen organisieren
Doch was entscheidet darüber, ob die Digitalisierung an Schulen nachhaltig gelingt oder nicht? Letztendlich ist wohl die Einstellung der Lehrkräfte zu dem Thema entscheidend. Eine Schule ist dann gut aufgestellt, wenn sie eine offene Haltung gegenüber dem Thema einnimmt, wenn engagierte Kolleginnen und Kollegen vor Ort sind, die sich dafür einsetzen, neue Ideen weiterzutragen – auch an diejenigen, die vielleicht noch Ängste oder Vorbehalte haben. Dass es an jeder Schule solche „Promotoren“ gibt, zeigen die Workshops und Fortbildungen, die durch das „Zentrum für digitale Bildung und Schule“ organisiert und angeboten werden und die großen Zuspruch erhalten.
Insgesamt wird während des Besuchs im „Zentrum für digitale Bildung und Schule“ deutlich, dass es bei dem Projekt nicht nur um konzeptionelle Arbeit geht. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen: Vertreter der Schulaufsicht, Medienberater, Moderatoren und weitere Unterstützer kommen zwischendurch zur Abstimmung vorbei, einzelne Teammitglieder brechen zu Schulbesuchen auf, treffen sich mit Verantwortlichen der Verwaltung oder bereiten die nächsten Runden Tische vor.
Schulleiter Dieter Freyer vom Ems-Berufskolleg in Rheda-Wiedenbrück erzählt von der bisherigen Zusammenarbeit mit dem Projektteam: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Hauruck-Aktionen nicht viel erreicht wird, deswegen gefällt mir der Ansatz des Projektes so gut“, betont er. Als Schulleiter will er Wissen lieber sukzessive im Kollegium aufbauen und den Unterricht mit digitalen Medien Schritt für Schritt etablieren. Die Workshops im „Zentrum für digitale Bildung und Schule“, wie beispielsweise die Schulleitungsqualifizierung, an der er selbst teilgenommen hat, seien dabei ein wertvoller Baustein.
Keine Angst vor Fehlern
Sein Ziel für die kommenden Jahre kann Dieter Freyer sehr genau benennen: „Ängste im Kollegium abbauen und den Nutzen digitaler Medien deutlich machen!“ Vor allem wenn es um individuelle Förderung und Chancengerechtigkeit gehe, könne keine Schule mehr auf die Potenziale digitaler Bildung verzichten. Natürlich befände sich das Ems-Berufskolleg – wie so viele andere Schulen auch – noch in einer Phase des Experimentierens. Trotzdem ist sich der Schulleiter sicher: „Wir müssen jetzt starten – auf die eine oder andere Weise!“
Während Dieter Freyer berichtet, steht er vor einem Bild, das scheinbar passend für dieses Gespräch dorthin gehängt wurde. Darauf steht: „Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“ Ein Gedanke, der im Projekt „Schule und digitale Bildung“ stets hochgehalten wird. Ja, es ist Zeit, etwas zu verändern – aber es muss nicht sofort perfekt sein. Denn es gibt bisher keine Blaupause – nur viel Raum für Ideen. „Es geht vor allem um die Bereitschaft aller Beteiligten, sich auf etwas Neues einzulassen und aus gemeinsamen Fehlern zu lernen“, sagt Christian Ebel zum Abschluss des Besuchs. Nur so könnten Schulen den Wandel letztendlich selbst aktiv gestalten.
Schulleitungen und Schulträger müssen sich gegenseitig verstehen lernen: Warum brauchen die Schulen zum Beispiel eine bestimmte Ausstattung, welche pädagogische Idee steckt dahinter? Und warum können Schulträger die Wünsche nicht einfach von heute auf morgen erfüllen? Hier müssen wir dringend mehr Transparenz schaffen.
Rüdiger Bockhorst
Ansprechpartner
Rüdiger Bockhorst
Geschäftsführer