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Diese Grafik zeigt die Ausbildungssituation in 1.011 befragten ausbildungsberechtigten Betrieben. Etwa 70 Prozent dieser Unternehmen haben zum Zeitpunkt der Befragung oder in den vergangenen fünf Jahren Jugendliche ausgebildet. Nur knapp ein Viertel der befragten Betriebe hat in diesem Zeitraum Ausbildungserfahrungen mit jungen Menschen mit Behinderungen gemacht.
Dabei machen Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, überwiegend positive Erfahrungen. In der Befragung berichteten sie zum Beispiel von größerer Motivation, mehr Engagement und Loyalität.
Von den Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, beantworteten 137 auch die offene Frage nach konkreten Schwierigkeiten. Für 40 Prozent stellt vor allem der höhere Zeit- und Betreuungsaufwand eine Herausforderung dar, 23 Prozent geben die geringere Leistungsfähigkeit oder die beschränkten Einsatzgebiete an. Für 8 Prozent ist fehlende Akzeptanz bei den Kollegen ein Problem.
Die 456 Betriebe, die keine Jugendlichen mit Behinderungen ausbilden oder in den vergangenen fünf Jahren ausgebildet haben, wurden explizit nach den Gründen befragt. 87 Prozent der Betriebe geben an, keine entsprechenden Bewerbungen zu erhalten, knapp 67 Prozent halten die Anforderungen der Tätigkeit für zu hoch. Ein Drittel ist der Meinung, dass die Anforderungen der Prüfungen und in der Berufsschule zu hoch sind. 25 Prozent der befragten Unternehmen kritisieren mangelnde Unterstützung und fehlende geeignete Förderprogramme.
Kleine Betriebe bilden selten Jugendliche mit Behinderungen aus, nur 21 Prozent haben bereits Erfahrungen gesammelt. Große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern dagegen haben zu über 85 Prozent in den letzten fünf Jahren junge Menschen mit Förderbedarf ausgebildet oder bilden sie aktuell aus. Bei der Interpretation dieser Zahlen hilft die Betrachtung der Ausbildungsstruktur: In großen Betrieben gibt es hauptamtliche Ausbilder und die Ausbildung kann phasenweise ohne Kunden- und Auftragsdruck stattfinden. Diese Möglichkeit ist in kleinen Betrieben nicht gegeben, hier muss die Ausbildung häufig direkt im Arbeitsprozess stattfinden.
Ein bedeutender Einflussfaktor für die Ausbildung von jungen Menschen mit Behinderungen ist die Dauer der generellen Ausbildungsaktivitäten in einem Betrieb: Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, haben zu über 60 Prozent schon zehn bis 49 Jahre Erfahrung als Ausbildungsbetrieb, während fast ein Drittel der Betriebe, die junge Menschen mit Behinderungen nicht ausbilden, weniger als fünf Jahre Erfahrung haben. Je länger die Ausbildungstätigkeit, desto eher scheint die Überzeugung zuzunehmen, auch junge Menschen mit Behinderungen erfolgreich ausbilden zu können.
Auffällig ist, dass viele Unternehmen die staatlichen Unterstützungsangebote nicht kennen und auch selten nutzen. Lediglich ein Viertel der Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, nehmen die bestehenden staatlichen Förderungen in Anspruch.
Betriebe, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, wurden nach ihrer Einschätzung bezüglich struktureller Veränderungen des Ausbildungssystems gefragt. Über 80 Prozent der Betriebe wünschen sich mehr Transparenz darüber, wo Unterstützungsleistungen beantragt werden können. 73 Prozent stimmen der Aussage zu, dass weniger Bürokratie bei der Beantragung der Unterstützungsleistung nötig ist. Auch die Forderung nach mehr Flexibilität und die Möglichkeit, individueller auf Jugendliche einzugehen, finden große Zustimmung: Über 65 Prozent der Betriebe wünschen sich mehr individuelle Unterstützung für Betriebe und Auszubildende sowie die Möglichkeit, die Ausbildung zeitlich an die konkrete Situation des Auszubildenden anpassen zu können.