15.09.2022, Pilotschulen ziehen Zwischenbilanz
"Es läuft gut. Aber es geht noch besser!"
Schulen und Bildungsverantwortliche des Kreises Gütersloh bilanzierten beim Zwischenkongress zum Qualifizierungsangebot „Unterrichtsentwicklung – Lernen und Lehren in der Kultur der Digitalität“ (kurz UEdigital) die Fortschritte der Schulen auf ihrem Weg in die Digitalität. Das Resümee fiel authentisch und offen zwischen Aufbruchstimmung und kritischer Reflexion aus.
Bei Außentemperaturen von 30 Grad qualmten am 22. August auch im Lind Hotel am See die Köpfe: Knapp 80 Teilnehmende reflektierten zum einen ganz allgemein das Erreichte im Kooperationsprojekt „Schule und digitale Bildung“, welches 2017 initiiert wurde, um die Schulen und Schulträger in der Bildungsregion Gütersloh im Kontext der Digitalisierung zu unterstützen. Zum anderen beschäftigten sich die Anwesenden konkret mit der von den Kooperationspartnern angebotenen Qualifizierungsmaßnahme „UEdigital“. Ziel dieses Angebotes ist es, den Unterricht in den teilnehmenden Schulen weiterzuentwickeln und die Schülerinnen und Schüler in ihren Lernprozessen bestmöglich zu unterstützen. Dazu sollen auch die Möglichkeiten digitaler Medien gezielt erprobt werden. Inwiefern dies gelungen ist und welche Perspektiven es für die nächsten Monate und Jahre geben könnte, sollte sich in Arbeitskreisen und Plenumsgesprächen an diesem Montag zeigen.
Der Einladung zur Veranstaltung waren Schülerinnen- und Elternvertretungen, Schulleitungen und Lehrkräfte der Projektschulen gefolgt. Mit Kreisdirektorin Susanne Koch, Michael Uhlich, Abteilungsleiter Schule der Bezirksregierung Detmold, weiteren Schulaufsichten und Schulträgern, der Kreisverwaltung, dem Regionalen Bildungsbüro und dem Kompetenzteam waren die für Schule Verantwortlichen versammelt. Mit dabei auch Christoph Mohn, Vorstand der Reinhard Mohn Stiftung, die das Projekt ebenfalls unterstützt. Die Veranstaltung stellte damit eine seltene Gelegenheit dar, die Perspektiven aller an Schule Beteiligter zu sammeln – mit sehr ehrlichen und reflektierten Erkenntnissen.
„Wir waren natürlich nicht perfekt aufgestellt, sind wir bis heute nicht“, bekannte Koch bei ihrer Reflexion der Anfangsphase des Projektes. Wichtig sei für sie jedoch, dass sich sowohl die Schulen auf den Weg begeben hätten, die Digitalisierung in ihren Schulalltag aufzunehmen, als auch, dass sich die regionalen Kommunikationsstrukturen zwischen Land und Kommunen verbessert hätten. Uhlich bewertete die im Rahmen des Projektes etablierten „Runden Tische“ sogar als Gelingensfaktor für die Weiterentwicklung der Bildungsregion. Der regelmäßige Austausch von Schulen und ihren Trägern erlaube es, „das Mögliche zu sehen“ und gemeinsam strukturiert die nächsten Ziele zu verfolgen.
Christoph Mohn stellte hierbei in Ausblick, dass diese Gremienstrukturen auch genutzt werden könnten, um andere Herausforderungen anzugehen, etwa das Großthema der Inklusion. Denn, so betonte Mohn, die Digitalisierung bilde nur einen Baustein auf dem Weg zu Chancengerechtigkeit und zu zeitgemäßem Unterricht.
Für die Bildungsregion Gütersloh könnte nach Auffassung von Dr. Norbert Kreutzmann im Austausch von Beteiligten ein gemeinsames Ziel beispielsweise darin bestehen, die Berufliche Bildung in den nächsten Jahren stärker an die schnellen und vielfältigen Veränderungen anzupassen. Im gemeinsamen Interesse sollten zu erwerbende Kompetenzen und das derzeitige Angebot der beruflichen Ausbildung in Passung gebracht werden, so der Leiter des Regionalen Bildungsbüros. Als Vertreter der Schulaufsicht der Bildungsregion wiederum setzte Maximilian Kuntze den Einbezug von Schüler- und Elternschaft zum Ziel, dem sich viele der anwesenden Schulen anschließen konnten. Daneben würde es den Schulen unter anderem darum gehen, den Unterricht weiterzuentwickeln, neue Formen der Zusammenarbeit zu etablieren und diese auch schulübergreifend aufzubauen bzw. zu stärken. Wichtig, so wurde deutlich, bleibe dabei der regelmäßige Austausch mit den Schulträgern.
„Danke, dass wir als Schulträger dabei sein dürfen“, honorierte Laura Bokel als Vertreterin der Stadt Verl später die Veranstaltung und machte damit deutlich, dass der Gewinn des gegenseitigen Austausches nicht nur bei den Schulen liege. Und schließlich schilderten die Schülervertretenden die fraglos wichtigste Wahrnehmung, die die Arbeit aller Akteure wertschätzte: Der digital gestützte Unterricht mache „mehr Spaß“, beispielsweise dank des Einsatzes von kollaborativen Tools.
In allen Tagespunkten der Veranstaltung wurde deutlich, dass das Erreichte lediglich eine Etappe im eingesetzten Veränderungsprozess der Schulen darstellt. Kommunikations- und Arbeitsstrukturen der Bildungsregion und innerhalb der Schulen müssten sich verstetigen, Entwicklungsprozesse zur Normalität werden. Das Zentrum für digitale Bildung und Schule, das sich nach Aussage des Geschäftsführers Christian Ebel als „lernendes Projekt“ versteht, möchte die interessierten Schulen daher auch gerne nach Beendigung der Pilotierung von UEdigital weiter begleiten. Wünsche und Möglichkeiten hierzu wurden am Vormittag mit den Schulleitungen und den erweiterten Schulleitungen der beteiligten Schulen erarbeitet. Der Antrieb ist und bleibt also auch nach fünf Jahren des Projekt-Bestehens die Auffassung, die eine Elternvertreterin treffend formulierte und der sich wohl alle Teilnehmenden der Veranstaltung anschließen konnten: „Es läuft gut. Aber es geht noch besser.“