1. Auflage 2024 (PDF)

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Was sind Infrastrukturen? Eine der bekanntesten Beobachtungen zu dieser Frage stammt
von der amerikanischen Soziologin Susan Leigh Star. Sie geht davon aus, dass wir Infrastrukturen
erst in dem Moment bemerken, in dem diese zusammenbrechen. Wir alle wissen
abstrakt, wie abhängig wir von elementaren Infrastrukturen sind – man denke an Wasser,
Strom oder Transportwege – politische Aufmerksamkeit erfahren sie aber eben nur selten.
Das trägt dazu bei, dass häufig verborgen bleibt, wie sehr Infrastrukturen Handlungsmöglichkeiten
vorgeben. Kurzum: Infrastrukturen sind die (technischen) Voraussetzungen für
unsere komplexen Formen der Lebensführung, die, solange sie funktionieren, mehr oder
weniger unsichtbar bleiben. Für digitale Infrastrukturen, wie etwa Glasfaser-, Mobilfunkoder
Satellitennetze, Cloud- und Platformdienstleistungen (PaaS) oder auch smarte Sensorikund
Steuerungssysteme, gilt dies auf den ersten Blick nur in eingeschränktem Maße: Sie
sind ein jüngeres Phänomen und, weil sie uns im Alltagsleben stetig näherkommen und sich
noch häufiger verändern oder aktualisiert werden müssen, sind sie uns relativ präsent. Wir
wollen uns deshalb der Frage widmen, was es heißt, digitale Infrastrukturen demokratisch
zu gestalten.